Zwei Könige begegnen Abraham; 1. Mo 14
Ich habe einen neuen Bibelleseplan angefangen: In einem Jahr durch die Bibel.
Jeden Tag: AT, NT + Ps/Spr
Diese Woche: Geschichte von Abraham
Ich bin dabei über eine Begebenheit gestolpert, die mir wichtig geworden ist. 1. Mo 14
Dort wird von einem Krieg berichtet, in dem sich 4 Könige verbünden um gegen andere 5 Könige zu kämpfen.
Zu dieser Zeit hatte jede Stadt ihren eigenen König, also können wir diese Könige von ihrem Herrschaftsbereich eher mit unseren Bürgermeistern vergleichen, als wie mit einem Staatsoberhaupt im heutigen Sinn. Aber trotzdem waren sie Könige.
Einer der Könige auf der Verliererseite war „Bera“, der König von Sodom. Sodom und Gomorra sind bis heute Synonyme für Sünde, Sexuelle Unmoral, oder das Böse überhaupt.
Zum Beispiel wird eine pervertierte Form der Sexualität als Sodomie bezeichnet.
Auch der Name des Königs von Sodom „Bera“ bedeutet „durch Bosheit“.
Ein Sittenbild von dem, was in Sodom und Gomorra üblich war kann man in 1. Mo 19 nachlesen.
Abraham, der damals noch Abram hieß, war nicht direkt von diesem Krieg betroffen, aber durch einen Flüchtling erfuhr er, dass sein Neffe Lot, aufgrund dieses Konflikts in Kriegsgefangenschaft geriet.
1. Mo 14, 14-16
Als Abram erfuhr, dass sein Neffe verschleppt worden war, bewaffnete er alle kampferprobten Leute, die in seinem Lager geboren waren – 318 Männer –, und jagte den vier Königen hinterher. Bei Dan im Norden holte er sie ein, teilte seine Leute in zwei Gruppen auf und überfiel die Feinde bei Nacht. …
Das Erbeutete nahm er ihnen wieder ab, darunter auch das Hab und Gut seines Neffen. Lot selbst, die Frauen und alle anderen Gefangenen konnte er befreien.
Ich vermute, dass die Heere der Stadtkönige nicht viel größer waren, als die 318 Mann starke Truppe Abrams, aber wie wir noch erfahren werden, lag es an Gottes Hilfe, dass sie siegreich waren und die Gefangenen befreien konnten.
Nach diesem Sieg begegnete Abraham zwei Königen: Dem König von Sodom, der möglicherweise auch unter den Kriegsgefangenen war und von ihm befreit wurde und Melchisedek, dem König von Salem.
V17-23
Als Abram von seiner siegreichen Schlacht gegen Kedor-Laomer und dessen Verbündete zurückkehrte, zog ihm der König von Sodom ins Schawetal entgegen, das jetzt Königstal genannt wird.
Ebenso kam Melchisedek, der König von Salem, dorthin und brachte Brot und Wein mit. Er war Priester des höchsten Gottes.
Melchisedek sagte zu Abram: »Der höchste Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, schenke dir seinen Segen, Abram!
Gepriesen sei der höchste Gott, denn er ließ dich über deine Feinde triumphieren.« Da gab Abram Melchisedek den zehnten Teil von allen Gütern, die er den Königen abgenommen hatte.
Der König von Sodom bat Abram: »Gib mir nur meine Leute zurück – alles andere kannst du behalten!«
Abram entgegnete ihm: »Ich schwöre bei dem HERRN, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat: Nicht einmal einen Faden oder Schuhriemen behalte ich von dem, was dir gehört! Du sollst niemals sagen können: ›Ich habe Abram reich gemacht!‹
Zwei Könige, die unterschiedlicher nicht sein können und zwei Arten, wie Abraham ihnen begegnete.
Auf der einen Seite haben wir den König von Sodom, der sich recht bescheiden gibt. Gib mir nur meine Leute zurück – alles andere kannst du behalten!
Abraham war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr reich. Wenn er aus den Reihen seiner Dienerschaft ein Heer zusammenstellen konnte, das stark genug war vier andere Heere von Königen in die Flucht zu schlagen, dann war er durchaus vergleichbar mit einem dieser Könige zu der damaligen Zeit.
Der Grund, warum Abraham die Beute von Sodom vehement ablehnte war aber vermutlich nicht, dass er nicht darauf angewiesen war, sondern weil er nichts mit diesem König zu tun haben wollte und auf keinen Fall in irgendeiner Art und Weise in dessen Schuld stehen wollte.
Wann immer ich in der Schuld von jemandem stehe, bin ich in einem Abhängigkeitsverhältnis. Ich muss ständig damit rechnen, dass mich mein Gläubiger zu etwas zwingt, was ich eigentlich nicht will. Aber weil ich in dessen Schuld stehe, bleibt mir nichts anderes übrig. Das sind Strukturen mit denen beispielsweise die Mafia arbeitet. „Ich tu etwas für dich, aber wenn die Zeit kommt, erwarte ich dafür, dass du etwas für mich tust.“ „Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht abschlagen kann!“
Jede Beziehung besteht aus Geben und Nehmen, aber wenn dieses Geben und nehmen nicht aus einer Freiheit und Liebe heraus geschieht, dann ist die Tür für Manipulation und Missbrauch weit offen.
Ganz offensichtlich wollte sich Abraham nicht in so eine Beziehung mit dem König von Sodom drängen lassen.
Ganz anders war die Beziehung zum König von Salem, zu Melchisedek. Salem ist möglicherweise eine alte Bezeichnung für Jerusalem. Das Wort Salem ist verwandt mit Shalom und bedeutet Frieden. Melchisedek war also ein König des Friedens.
Aus dem Hebräerbrief im NT erfahren wir, dass dieser Melchisedek ein Priester in Ewigkeit ist, es gibt von ihm weder einen Stammbaum, noch gibt es einen Bericht, dass er gestorben wäre. Der Schreiber des Hebräerbriefes vergleicht ihn daher mit Jesus, möglicherweise war es tatsächlich Jesus, der unter verschiedenen Namen, immer wieder einmal im AT auftaucht.
Wir haben gerade gelesen, dass Abraham ganz anders auf Melchisedek reagierte, als er das mit dem König von Sodom tat. Melchisedek kam auch nicht mit einer Forderung, sondern mit Brot und Wein und mit der Absicht ihn zu segnen. Wie wir wissen, sind Brot und Wein für uns Christen ganz offensichtliche Hinweise auf Jesus: Das ist mein Leib, das ist mein Blut… Wenn wir das Abendmahl feiern, denken wir an ihn und an den neuen Bund, den er mit uns geschlossen hat.
Abraham gab Melchisedek daraufhin den Zehnten von allem. Der Zehnte steht symbolisch für das Ganze. Abraham sagte damit: Du kannst alles von mir haben, ich bin dein.
Menschlich betrachtet könnte man sagen: „Abraham, bist du blöd? Nach so einem Sieg gibst du die Beute (deinen Gewinn) wieder zurück, und statt etwas zu behalten, gibst du auch noch 10% von allem her?“
Aber Abraham wusste, was er tat und vor allem wem er den Zehnten gab: Dem, von dem er bereits unendlich größer beschenkt wurde.
Wenn wir unseren Zehnten in die Gemeinde geben, dann tun wir das nicht, damit die Gemeinde sich einen Pastor anstellen kann und alle sonstigen Rechnungen bezahlt werden.
Wir geben unseren Zehnten an Gott. Gott ist zwar überhaupt nicht auf unser Geld angewiesen, aber im Zehnten geben drücke ich aus, dass Gott alles von mir haben kann, nicht nur mein Geld, sondern vor allem mein Herz. Darauf kommt es ihm an. Und so ein Herz kann und wird er gebrauchen und seinerseits mächtig segnen. Diesen Segenskreislauf in Gang bringen ist das, was Gott für unser Leben möchte.
Diese beiden Könige, die Abraham begegneten, stehen für zwei Reiche, die es heute genauso gibt. Bera steht für das Reich der Welt, das nicht nur für Lot damals, sondern für ganz viele Menschen heute eine große Anziehungskraft hat. Auf den ersten Blick sieht alles so toll und erstrebenswert aus. Geld, Erfolg, Karriere, Ansehen, Luxus…
Aber all das hat seinen Preis. Wenn du diesen Preis kennst, wird es dir ein leichtes sein, dieses Angebot vom „schnellen Gewinn“ abzulehnen.
Abraham hätte die ganze Kriegsbeute behalten können, aber er wusste, warum er sie nicht haben wollte.
Als Jesus, am Beginn seines Wirkens auf der Erde in der Wüste vom Teufel versucht wurde, zeigte ihm dieser alle Reiche dieser Welt, mit allein ihren Schätzen. (Mt 4,8f) Satan versprach Jesus dies alles zu schenken. „Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst!“ Jesus konnte es ablehnen, weil er den Preis wusste, den der Teufel verlangen würde: Den Teufel anzubeten.
Anbetung ist ja nicht primär ein religiöser Ritus, sondern mein Herz an etwas, oder jemanden zu hängen von dem ich buchstäblich alles erwarte. Mein Glück, meine Hoffnung, meine Gesundheit, mein Leben, einfach alles.
Jesus wies dieses Angebot des Teufels zurück, weil er wusste, dass nur einer es Wert ist, wirklich angebetet zu werden: Gott.
Melchisedek steht für das Reich Gottes. Das Reich, in dem wir beheimatet sein dürfen, wenn wir Jesus nachfolgen. In diesem Reich gibt es Segen im Überfluss. Es gibt ehrliche Beziehungen von Herz zu Herz. Es gibt Vertrauen. Es gibt Geben und Nehmen, ohne Hintergedanken und ohne Kleingedrucktes.
Es gibt Liebe und es gibt angenommen sein.
Es gibt Brot und Wein. Es gibt Jesus selber.
Den Herrn dieses Reiches will ich anbeten, ihn allein!
Letzten Sonntag haben wir in der Gebetsnacht das neue Jahr ganz bewusst mit Gott begonnen. Es war im geistlichen Raum vergleichbar mit der Schlacht in die Abram zog um seinen Neffen zu befreien. Auch bei uns wurden Gefangene aus den Fesseln des Feindes befreit. Wir haben einen tollen Sieg an der Seite unseres Königs Jesus einfahren können. Jetzt begegnen uns diese beiden Könige mit ihren Reichen. Immer wieder aufs Neue stehen wir vor der Wahl, wem wir unser Vertrauen schenken. Lassen wir uns vom König von Sodom einwickeln? Darf er uns ein Angebot machen, das uns sehr „günstig“ erscheint, aber dessen wahren Preis wir noch nicht kennen, oder vielleicht nicht sehen wollen?
Oder vertrauen wir einzig und allein auf den, der uns mit Brot und Wein segnet? Geben wir ihm den Zehnten und erlauben ihm, dass er ganz über unser Herz verfügt!
Abrahams Reichtum und sein Segen sind bis heute sprichwörtlich. Er hat die richtige Entscheidung getroffen.
Comments