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Peter Köttritsch

Unsichtbar Sichtbar

Aktualisiert: 25. Sept. 2023


Die Ameise wird von einem Kuhfladen getroffen und braucht zwei Stunden, sich herauszuarbeiten.

"So eine Gemeinheit", schimpft sie, "Genau ins Auge!"


Ameisen sind ja bekanntlich sehr fleißige Tiere. Sie können ein Vielfaches ihres Körpergewichtes tragen. Im Buch der Sprüche werden wir aufgefordert, von einer Ameise zu lernen. (Sprüche 6,6)

Ich kann tatsächlich eine Ameise beobachten und von ihr lernen. Wenn ich aber mit einer Ameise sprechen will, dann wird es schon schwieriger. Das liegt daran, dass wir zwar den gleichen Planeten bewohnen und einander wahrnehmen können, aber trotzdem in „verschiedenen Welten“ zuhause sind. Ich kann nicht in einen Ameisenbau kriechen und sie etwas fragen. Umgekehrt: Ich weiß nicht, ob uns Ameisen bewusst als andere Lebewesen, oder einfach nur als Hindernis wahrnehmen, wenn wir ihren Weg kreuzen.

Wenn wir Besuch bekommen, zeigen wir gerne unser Haus und unseren Garten her. Versuche einmal einer Ameise dein Haus zu „zeigen“. Ich glaube, einer Ameise ist es ziemlich egal, ob du in einer baufälligen Hütte, oder in einem wunderschönen, riesigen Schloss wohnst. Für sie ist es einfach nur eine Ansammlung von Steinen, Holz und anderen Materialien, in das man krabbeln kann, um Nahrung zu finden.


Genauso wie bei diesen zwei unterschiedlichen Welten der Ameisen und uns Menschen ist es, wenn es um die sichtbare und die unsichtbare (geistliche) Welt geht. Sie sind beide real. Sie sind beide da. Sie haben auch Schnittmengen und Berührungspunkte. Aber trotzdem sind es zwei sehr unterschiedliche Welten.Die meisten Menschen sind so sehr auf die sichtbare Welt fokussiert, dass sie blind sind für die unsichtbare.

Für manche Menschen existiert die unsichtbare Welt gar nicht, oder sie haben eine zum Teil recht abenteuerliche Vorstellung davon.


Jesus kam aus der unsichtbaren Welt in unsere sichtbare, unter anderem um uns die Augen für das Reich der Himmel (unsichtbar) zu öffnen.

Das war gut so und vor allem war das auch notwendig. Denn von uns aus können wir nicht in Gottes Welt vordringen. Wir sind darauf angewiesen, dass Gott von sich aus diesen Schritt auf uns zu macht, und uns mitteilt, wie diese unsichtbare Welt aussieht, welche Wesen und welche Werte es dort gibt usw.


Gott lebt außerhalb unseres Raum- und Zeitgefüges, aber Jesus ist in unsere Raum- und Zeit Welt gekommen, um uns die Göttliche Herrlichkeit zu zeigen. (Johannes 1) Er ist „Ameise“ geworden um uns Ameisen zu zeigen, wie sehr Gott uns liebt.


Eines der wichtigsten Berührungspunkte zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt ist die Auferstehung von den Toten. Diese ist der Dreh und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Gerade in der Auferstehung prallen diese beiden Welten mit aller Kraft aufeinander. Kein Wunder, dass es dabei ein Erdbeben gab.


In der sichtbaren Welt gelten die Naturgesetze. Schwerkraft, Ursache und Wirkung. All das, was wir in Physik, Chemie, Biologie usw. in der Schule gelernt haben. Diese Naturgesetze können wir erforschen, erklären, beschreiben, nachweisen; vor allem aber können wir uns auf sie (normalerweise) verlassen. Wenn ich einen Stein in der Hand halte und ich lasse ihn aus, fällt er zu Boden.

Ein weiteres Naturgesetz ist, dass wenn jemand stirbt, dann ist (und bleibt!) diese Person tot. Es gibt Menschen mit Nahtoderfahrungen, die bereits klinisch tot waren, aber wieder ins Leben zurückgekommen sind. Aber selbst die sterben dann irgendwann wieder und vor allem endgültig. Der älteste aktuell lebende Mensch (Spanierin) ist 116 Jahre alt. Auch Lazarus ist, nachdem ihn Jesus wieder zum Leben erweckt hat, irgendwann doch gestorben.


Aber die Auferstehung von Jesus war dann aber noch einmal ganz etwas anderes. Der Tod hat bei ihm keinen zeitlich befristeten Karenzurlaub gemacht. Er ist nicht vorübergehend ausgesetzt worden. Der Tod wurde durch Jesu Auferstehung besiegt! Jesus lebt.


Zweifel an der Auferstehung, nicht nur der von Jesus, sondern grundsätzlich, ob es überhaupt eine Auferstehung der Toten geben wird, gibt es nicht erst seit der Aufklärung. Es hat bereits zu Jesu Zeiten eine Gruppe von gelehrten Juden gegeben, die „Sadduzäer“, die fest davon überzeugt war, dass es keine Auferstehung der Toten geben würde. Sie waren sozusagen die Materialisten ihrer Zeit. Ein Materialist glaubt, dass die materielle Welt die einzige Realität ist, und dass z.B. Gedanken letztendlich auf materielle Prozesse im Gehirn und im Körper reduziert werden können. Daher kommen sie zum Schluss: „Nach dem Tod ist es aus. Du als Mensch existierst bestenfalls noch als Erinnerung. Aber als lebendiges Wesen hörst du auf zu existieren.“


Wir Menschen bestehen aber nicht nur aus Materie. Wir haben zwar einen vergänglichen Körper, der aus Materie besteht, aber wir haben darüber hinaus auch eine Seele und wir haben einen Geist.

Mit unseren Gedanken können wir uns jetzt schon problemlos Dinge vorstellen, die es in der materiellen Welt nicht gibt. Z.B. dass ein Stein nach oben „fällt“, dass wir schneller als das Licht reisen, usw.


Markus 12,18-27

18 Dann kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese jüdische Gruppierung vertritt die Auffassung, dass es keine Auferstehung nach dem Tod gibt. Sie stellten ihm folgende Frage:

19 »Lehrer, Mose hat uns ein Gesetz gegeben, das besagt: Wenn ein Mann stirbt und eine Frau hinterlässt, aber keine Kinder, dann soll sein Bruder die Witwe heiraten und ihm auf diese Weise zu einem Erben verhelfen.

20 Nun waren da sieben Brüder. Der älteste von ihnen heiratete und starb kinderlos.

21 Daraufhin heiratete der zweite Bruder die Witwe, doch auch er starb bald und hinterließ keine Kinder. Dann heiratete sie der nächste Bruder und starb kinderlos.

22 So ging es weiter, bis alle Brüder sie geheiratet hatten und gestorben waren, und es waren immer noch keine Kinder da. Schließlich starb auch die Frau.

23 Nun sage uns: wessen Frau wird sie nach der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren ja mit ihr verheiratet.«

24 Jesus erwiderte: »Ihr irrt euch, weil ihr weder die Schrift noch die Macht Gottes kennt.

25 Denn wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht verheiratet sein. Sie werden sein wie die Engel im Himmel.

26 Doch nun zu der Frage, ob die Toten auferweckt werden – habt ihr nie bei Mose die Geschichte vom brennenden Dornbusch gelesen? Lange nachdem Abraham, Isaak und Jakob gestorben waren, sagte Gott zu Mose: ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.‹

27 Er ist doch der Gott der Lebenden und nicht der Toten. Ihr seid völlig im Irrtum.«


Einige Sadduzäer kamen also zu Jesus und dachten, die unsichtbare Welt mit logischen Argumenten widerlegen zu können. Dieser Ansatz war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Weil die unsichtbare Welt übernatürlich ist, gelten für sie die Naturgesetze der sichtbaren Welt nicht. Auch nicht die Gesetze der Logik.


Glaube und Wissenschaft sind zwei komplett unterschiedliche Disziplinen. Ein Sprichwort sagt: „Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.“

Glaube und Wissenschaft sind für uns Menschen jedoch sehr wohl vereinbar. Es gibt sehr viele gläubige Wissenschaftler. Diese machen eben nicht den Fehler, ihre wissenschaftlichen Methoden auf die unsichtbare Welt anzuwenden.

Gott kann nicht wissenschaftlich bewiesen werden, man kann aber auch niemals wissenschaftlich beweisen, dass es ihn nicht gibt.

Das ist, wie wenn du die Regeln für ein Fußballspiel beim Kochen anwenden möchtest. Es passt einfach nicht zusammen.


Deshalb ist es wichtig, die sichtbare von der unsichtbaren Welt zu unterscheiden und zu wissen, was zu welcher Welt gehört, bzw. was es für mich und mein Leben bedeutet, wenn ich mich in der natürlichen Welt bewege, oder eben in der geistlichen Welt.

Als Christen leben wir in beiden Welten. Physisch in der sichtbaren Welt, aber unsere Heimat ist jetzt schon in der himmlischen Welt. Es gibt auch eine „nicht himmlische“, dunkle unsichtbare Welt. Vor der müssen wir uns nicht fürchten, weil Jesus die darin wirkenden Kräfte und Gewalten besiegt hat. Aber wir können nicht so tun, als ob es sie gar nicht gäbe.

Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir unseren Fokus auf den Himmel richten, uns nach Gott ausrichten und nach dem, was er uns sagt.


In der sichtbaren Welt können wir, wenn überhaupt, nur sehr wenig tun, um Einfluss auf die unsichtbare Welt zu haben. Wenn wir hier z.B. ein „Haus für Gott“ bauen, dann bleiben das so lange tote Steine, bis Gott selber mit seiner Herrlichkeit einzieht.

Umgekehrt jedoch hat so ziemlich alles, was in der unsichtbaren Welt passiert, Auswirkungen auf die sichtbare Welt. Wenn ich ein neues Herz von Jesus geschenkt bekommen habe, dann hat das nicht nur dahingehend eine Auswirkung, dass ich mich besser fühle. Sondern dann werde ich mein Leben anders leben, meinen Mitmenschen mit mehr Liebe begegnen, mein Geld anders einsetzen und meine Zeit anders nutzen.


Unser Gebet, und wenn wir im Gehorsam das tun, was wir von Gott hören, sind geistliche Dinge, die unsere irdische Welt buchstäblich auf den Kopf stellen können.


Die Sadduzäer hier in dieser Geschichte konstruieren ein Beispiel anhand einer Regel (eines Gesetzes), das für die sichtbare Welt gegeben wurde. Die Ehe ist ein weltlich Ding (Luther)

Eine Ehe kann etwas Wunderbares sein. Gedacht ist die Ehe als Bild für die Liebe, mit der Gott uns liebt. Und so lange die beiden, die diese Ehe eingegangen sind, ineinander verliebt sind, stimmt dieses Bild ja noch.

Eine gute Ehe spiegelt Gottes Liebe wider. Aber wenn der „Spiegel“ sich Richtung Welt dreht, dann ist eine Ehe nicht mehr automatisch gut. Unsere Scheidungsraten und Rosenkriege sprechen da leider eine ganz eindeutige Sprache.

Die Liebe entspringt aus der unsichtbaren, himmlischen Welt. Gott selber ist die Liebe. Deshalb kann man Liebe auch nicht wissenschaftlich „beweisen“. Wenn ich von meiner Frau einen Beweis ihrer Liebe einfordern würde, dann würde ich ihr damit sagen, dass ich sie nicht mehr liebe.

Jesus sagt auch ganz klar, dass es im Himmel keine Ehe mehr geben wird. Das kling zwar im ersten Moment vielleicht unromantisch. Aber im Himmel werden wir so allumfassend von Gottes Liebe erfüllt sein, dass wir diese Liebe nicht nur mit ein paar wenigen Menschen wirklich teilen werden, sondern mit allen Menschen und himmlischen Wesen dort. Wir werden sein wie die Engel im Himmel.


Kleiner Exkurs zum Thema Engel:

Die kitschigen, rundlichen Babys mit Flügel, die in Barockkirchen dargestellt sind, sind geradezu eine Karikatur von den furchteinflößenden Boten Gottes, denen wir in der Bibel begegnen.

Die christliche Darstellung von Engeln in den ersten Jahrhunderten war von verschiedenen Einflüssen geprägt. Oft sind sie in einer ähnlichen Weise wie griechische und römische Götter dargestellt worden. Sie haben menschliche Körper und Flügel, ähnlich wie die geflügelten Boten der griechischen Mythologie, gehabt.

Jesus sagt hier indirekt, dass Engel geschlechtslose (weder männliche, noch weibliche) Wesen sind.

Das griechische Wort „Angelos“ bedeutet genauso wie das hebräische „Malak“ einfach nur „Bote, oder Gesandter“. Sie treten in der Bibel fast immer in menschlicher Gestalt (ohne Flügel) auf, um eben eine Nachricht von Gott zu überbringen. Sie unterscheiden sich dadurch von den Cherubim (Einzahl: Cherub) und den Seraphim (nur bei Jesaja), die ausschließlich in Gottes unmittelbarer Gegenwart sind und sehr fantastisch beschrieben werden.


In jedem Fall gehören alle diese Engel und himmlischen Wesen zur unsichtbaren Welt. Aber wenn Gott sie schickt, dann tauchen sie auch in unserer sichtbaren Welt auf. Es kann sogar sein, dass wir es gar nicht- oder erst im Nachhinein mitbekommen, dass wir Engel begegnet sind.

Hebräer 13,2: Vergesst nicht, Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, denn auf diese Weise haben einige Engel beherbergt, ohne es zu merken!


Wenn wir uns Gott zuwenden, wenn wir unser Herz auf ihn ausrichten, wenn wir ihn anbeten, egal ob mit Musik, mit unseren Gedanken, oder mit unserem Handeln, dann leben wir in der unsichtbaren Welt, obwohl wir gleichzeitig in dieser sichtbaren Welt sind.

Der Blick von Jesus war ständig auf die unsichtbare Welt gerichtet (Johannes 5,19ff). Wir als seine Jünger dürfen lernen, auch in diesem beständigen Sein im Himmel zu leben. Das ist das, was uns von dieser Welt unterscheidet. Das heißt nicht, dass wir auf alle, die noch „in dieser Welt“ leben herabsehen, aber dass für uns die Werte und Ziele des Himmels eine höhere Priorität haben, als alles, was auf dieser Welt gilt.


Jakobus 1,5 Wenn jemand unter euch Weisheit braucht, weil er wissen will, wie er nach Gottes Willen handeln soll, dann kann er Gott einfach darum bitten. Und Gott, der gerne hilft, wird ihm bestimmt antworten.

Genauso können wir auch Gott darum bitten, dass er unsere geistlichen Augen und Ohren öffnet, damit wir erkennen können, was sich in der unsichtbaren Welt abspielt und vor allem, was Gott gerade tun möchte.

Du kannst ihn fragen, wie er gerade deinem Arbeitskollegen begegnen möchte, oder wie du einem Nachbarn, einem Mitschüler, oder jemandem aus deiner Familie in seinem Namen dienen kannst. Ich bin mir sicher, Gott wird dieses Gebet nicht unbeantwortet lassen.

Vielleicht dauert es ein bisschen, bis du die vielen Stimmen aus deinem eigenen Herzen, das, was die Welt dir einredet, das, was der Feind dir einflüstern will, von dem unterscheiden kannst, was dir der Heilige Geist sagen will. Aber wenn du Gott in deinem Herzen ehrlich Raum gibst, dann wird das Reden Gottes für dich immer klarer werden.


Gott ist ein Gott der Lebenden. Er ist ein Gott der Liebe. Und er ist ein Gott, der redet. Auch zu uns. Eines der ersten Dinge, die die Bibel über Gott sagt, ist, dass er „sprach“. Schöpferisch.

Jesus hat auch ganz klar gesagt, dass seine Schafe (wir!) seine Stimme hören. (Johannes 10,3) Und der Heilige Geist übersetzt nicht nur unsere Gebete ins „Himmlische“ (Römer 8,26), er ist auch der, der uns in alle Wahrheit leitet. (Johannes 16,13)


Darum ist es mein Gebet, dass wir alle hier in der unsichtbaren Welt leben. Im Schauen, im Hören und im Tun.

Denn so wird die unsichtbare Welt - und vor allem der auferstandene Jesus - auch in der sichtbaren Welt sichtbar.


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